Arbeit bis unters Dach – mehr Bauen geht nicht

04.10.2018 | Baubranche

Selbst bei idealen Rahmenbedingungen (mehr Bauland, schnellere Genehmigungsverfahren) könnten heute kaum mehr Wohnungen fertiggestellt werden, denn die Bauwirtschaft steckt bis zum Hals in Arbeit. Bauherren und Investoren müssen lange warten, bis die Handwerker anrücken.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) meldet in seiner Jahresbilanz 2017 einen Genehmigungsüberhang von 400.000 Wohnungen, der die Produktion noch einige Zeit tragen werde. Die Betriebe des Bauhauptgewerbes verzeichneten im vergangen Jahr ein Umsatzplus von sechs Prozent. Die Branche erwirtschaftete nach Verbandsangaben einen baugewerblichen Umsatz von 114 Milliarden Euro. Der Wohnungsbau sei 2017 abermals die stärkste Stütze der Baukonjunktur gewesen. Der Umsatz der Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten legte um 11,6 Prozent zu. Die Bausparte habe auch im vergangenen Jahr vor allem von den niedrigen Zinsen und dem wachsenden Bedarf an Mietwohnungen in den Ballungszentren profitiert. Aufgrund der nach wie vor steigenden Auftragseingänge – im Gesamtjahr 2017 um 5,0 Prozent, im Dezember sogar um 39,8 Prozent – erwartet der HDB für 2018 eine Fortsetzung der guten Entwicklung, trotz des Rückgangs der Wohnungsbaugenehmigungen von rund 6 Prozent (Jan.- Nov.). Diesen führt der HDB lediglich auf das mittlerweile erreichte hohe Niveau (2016: + 19 %) und auf Baulandengpässe in den Ballungszentren zurück, die insbesondere den Ein- und Zweifamilienhausbau bremsen. 

Die gute Baukonjunktur hält bereits im achten Jahr an

Die eigentlich vom starken Auf und Ab des Schweinezyklus geprägte Baukonjunktur hält an. Seit 2009 hat die Bauwirtschaft 100.000 Arbeitskräfte eingestellt und beschäftigte Ende letzten Jahres 812.000 Personen. Allein 2017 erhöhte sich der Personalbestand um 30.000 oder vier Prozent. Der Bedarf an Bauarbeitern kann nur gedeckt werden, weil ein Großteil aus dem Ausland kommt.

Der anhaltende Nachfrageüberhang lässt die Bau- und Handwerkerpreise tendenziell steigen und in dieses Bild fügen sich die Kernaussagen im Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen nahtlos ein. Das Gutachten wird regelmäßig vom Zentralen Immobilienausschuss (ZIA) beauftragt. Nach der Analyse der beteiligten Wissenschaftler sind die Wohnungsmieten auch im letzten Jahr mit 4,3 Prozent weiter und etwas stärker als im Vorjahr (+ 3,1 Prozent) gestiegen. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Inflation entspreche dies einem realen Anstieg von 2,5 Prozent. Deutschlandweit lag der mittlere Mietpreis 2017 bei 7,46 Euro pro Quadratmeter nach 7,15 Euro pro Quadratmeter im Vorjahr.

Auch die Kaufpreise für Eigentumswohnungen sind im Jahr 2017 weiter gestiegen. Der Anstieg fiel mit 7,9 Prozent im Vergleich zu 2016 etwas geringer aus als ein Jahr zuvor: Von 2015 bis 2016 stiegen die Kaufpreise noch mit einer Jahresrate von 8,8 Prozent. Im bundesweiten Mittel kosten nun Eigentumswohnungen aus dem Bestand 2.120 Euro pro Quadratmeter nach 1.970 Euro pro Quadratmeter im Vorjahr 2016.

Wohnungswirtschaft sieht keinen Anlass zur Entwarnung

Aus Sicht der sozial orientierten Wohnungswirtschaft gibt es überhaupt keinen Anlass zu Entwarnung. Menschen mit geringem bis mittlerem Einkommen hilft es überhaupt nicht, „wenn der elitäre Wohnungsneubau nun etwas an Dynamik zu verlieren droht. Ihnen ist auch nicht damit geholfen, wenn die Kaufpreise in den großen Metropolen in den nächsten Jahren aus wirklich absurden Höhen um rund ein Viertel sinken sollten.

Redaktion: D.Eckardt (CEO)  Quelle: IVV



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